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„Bei Medienunternehmen kommt es nicht nur auf den Footprint an“

 

Pünktlich zur Nachhaltigkeitswoche bei RTL Deutschland haben wir Marie-Fee Taube, Deputy Head of Sustainability & DEI RTL Deutschland, gefragt, welche Rolle die Medien in Sachen Nachhaltigkeit haben – und was eine Sendergruppe wie RTL Deutschland konkret dafür tut: von Netzwerken bis zum grünen Produzieren.

 

Marie-Fee Taube ist Deputy Head of Sustainability & DEI RTL Deutschland.

 

Welche Rolle kommt den Medien und speziell einem Unternehmen wie RTL Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit zu – und warum ist es wichtig, dass ihr als Medienunternehmen dieses Thema angeht?

 

Wir als Medienunternehmen haben zwei unterschiedliche Wirkungsebenen auf die Nachhaltigkeit: den sogenannten Brainprint und den Footprint. Der Brainprint, die mittelbare Wirkung unserer Medieninhalte auf die Sensibilisierung, Informiertheit und das Verhalten unserer Zuschauer:innen. Dazu gehört alles was, die Menschen sehen, hören oder lesen – und das, was das mit ihnen macht. Daneben gibt es den Footprint, also die unmittelbaren Auswirkungen, die wir – und alle anderen Unternehmen auch – auf die Umwelt haben, indem wir unsere Geschäftstätigkeit ausüben. Dabei entsteht unweigerlich ein CO2-Fußabdruck.  

 

Welches konkrete Ziel habt ihr, um diesen möglichst klein zu halten?  

 

Gemeinsam mit unserer Muttergesellschaft, dem Bertelsmann Konzern, haben wir das Ziel, bis 2030 die Hälfte unserer Emissionen (im Vergleich zu 2018) zu reduzieren, die im Zusammenhang mit unserer Geschäftstätigkeit entstehen, und die verbleibenden, nicht vermeidbaren Emissionen zu kompensieren. Das Jahr 2030 wird also ein sehr zentraler Meilenstein für uns – die Klimastrategie bis dahin: Produkt-, Standort- sowie Mitarbeitenden-bezogene Emissionen vermeiden und reduzieren.

 

Du bist stellvertretende Sustainibility und Diversity, Equity & Inclusion-Teamleitung – wie ist das Thema bei RTL Deutschland aufgestellt?

 

Nachhaltigkeit ist in Unternehmen oft in unterschiedlichen Bereichen angedockt – mal im HR, manchmal im Finanzbereich, manchmal im Facility Management. Wir haben uns 2020 entschlossen, dass das bei uns eine eigenständige Abteilung sein soll. Die Facetten, die damit einhergehen, sind so unterschiedlich! Es ist nicht nur ein reines HR- oder Facility-Thema, sondern es gibt die unterschiedlichsten Schnittstellen. Deswegen war uns wichtig, einen eigenen Bereich dafür zu schaffen, der unmittelbar an den Co-CEO berichtet und partnerschaftlich mit den relevanten Fachabteilungen und dort dafür dediziert abgestellten Ressourcen Nachhaltigkeit strategisch aufsetzt und vorantreibt. Wir sind mittlerweile fünf Kolleg:innen, die sich bei RTL Deutschland zentral um die Themen Nachhaltigkeit, Diversity, Equity und Inclusion kümmern. Wenn man aber alle Schnittstellen dazurechnet, sind zwischen 30 bis 50 Kolleg:innen immer wieder mit ‚unseren‘ Themen befasst.  

 

Wie sieht ein normaler Arbeitstag in eurem Kernteam aus?

 

Unsere Themen sind sehr vielfältig. Um sich nicht im Klein-Klein zu verlieren, definieren wir gemeinsam mit unserem Gesellschafter RTL Group und Bertelsmann, die großen, strategischen Themen: unsere CR-Prioritäten mittels einer Wesentlichkeitsanalyse. Diese Relevanzanalyse wiederholen wir regelmäßig und überprüfen so, ob unsere Schwerpunkte ggf. angepasst werden müssen. Wir schauen dabei ganz genau, wo und was von uns als Medienunternehmen erwartet wird und wie stark unser Impact dabei ist. Aktuell sind das drei Handlungsfelder: Zum einen unsere Inhalteverantwortung und die Sicherstellung des unabhängigen Journalismus. Zum anderen der Bereich Klimawandel mit dem Fokus auf grüne Produktionen und der Reduktion von Emissionen in all unseren Geschäftsbereichen. Und drittens die gesellschaftliche und soziale Nachhaltigkeit, hier mit der Priorität Diversity, Equity & Inclusion (DEI), faire Arbeitsbedingungen, Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen.

 

Was heißt das konkret, an welchen Inhalten sitzt ihr gerade?

 

Ab 16. Oktober startet zum 5. Mal unsere jährliche Nachhaltigkeitswoche „Packen wir‘s an“. Da schauen wir zum Beispiel gemeinsam mit den Redaktionen, mit RTL News, mit den Primetime-Teams, wie wir bei ihnen das Thema Nachhaltigkeit inhaltlich darstellen können, mit welchen Showformaten, mit welchen Newsbeiträgen etc. Wir nutzen unsere Reichweite, um die Öffentlichkeit zu informieren aber auch zu inspirieren, ihr Handeln ggf. zu überdenken.

 

Im Bereich Klimawandel sind wir bspw. mit dem Facility Management im Austausch und schauen, ob alle Standorte auf Ökostrom laufen und welche energetischen Effizienzen noch gehoben werden können. Als Content-Haus schauen wir aber auch, wie wir unsere Produktionen nachhaltiger umsetzen und nach Green-Production-Standards produzieren können.  Gemeinsam mit dem Arbeitskreis Green Shooting haben wir uns mit den anderen Marktteilnehmern auf einen Standard geeinigt, mit dem wir uns für eine klimafreundlichere Produktion einsetzen. Da hier ein Großteil unseres Fußabdrucks entsteht, sind „Green Productions“ für uns ein sehr wichtiger Hebel, um unsere Emissionen maßgeblich zu reduzieren.

 

Im Bereich soziale Nachhaltigkeit sind wir eng vernetzt mit unseren Mitarbeitendennetzwerken be.queer und FEMpowermentNet, Gremien wie der SBV (Schwerbehindertenvertretung) und unserer HR-Abteilung. Wir schauen u.a., wie wir in Diversity-Dimensionen der Charta der Vielfalt dastehen, und überlegen, wie wir Mitarbeitende für Diversity begeistern können, Förderprogramme strategisch an Diversity-Dimensionen anlegen und Führungskräfte zum Beispiel im Umgang mit Menschen mit Behinderung sensibilisieren können. Außerdem wirken wir auch an gesundheitlichen Maßnahmen und gleichzeitig umweltfreundlicher Mobilität für die Mitarbeiter:innen wie die Einführung des „JobRads“ mit.

 

Wie sieht es mit dem Werbemarkt aus – inwieweit setzt ihr euch auch dort für Sustainibility ein? Oder liegt die Verantwortung bei den Werbungtreibenden?

 

Wir sind natürlich auch im Austausch mit unserem Vermarkter Ad Alliance zum Thema Nachhaltigkeit – auch hier eben wieder als Schnittstelle. Der Werbemarkt schaut immer mehr darauf, was Nachhaltigkeit in der Werbung bedeutet. Und das sind mehr als schöne Umfeld-Buchungen und Sonderwerbeformen, es geht auch um ökologische Nachhaltigkeit und grüne Mediaplanung. Hier gibt es bisher noch wenig Konsens, was eine „grüne KPI“ ist und welche Methodik zur C02-Kalkulation angelegt wird. Ich bin zuversichtlich, dass – wie beim Thema Green Productions – bald klare Kriterien gemeinsam am Markt erarbeitet werden, was grünes Werben gattungsübergreifend bedeutet, welche Daten von Publishern einheitlich abgefragt werden und welche Reduktionspotenziale in der gesamten Media Supply Chain gehoben werden können.

 

Worauf bist du besonders stolz?

 

Wir begleiten unsere Nachhaltigkeitswoche auch immer mit einer Marktforschung und befragen die Menschen, inwieweit sie diese Themen wahrgenommen haben. So konnten wir zum Beispiel 2022 mit der Nachhaltigkeitswoche zum Thema „Energie“ jede:n 4. Deutsche:n erreichen und bei unserer Diversity Week 2023 mit dem Schwerpunkt „Inklusion“ finden 72% der erreichten Personen, dass die Woche der Vielfalt zu mehr Repräsentanz von Menschen mit Behinderung beigetragen hat. Wenn wir da auch diesen Herbst wieder sehen, dass unsere Packen wir´s an-Initiative etwas mit den Menschen macht und sie dazu bringt, mehr auf ihr Handeln zu achten, dann ist das eigentlich das beste Feedback, was man bekommen kann.

 

 

Mehr über die Verantwortung von RTL hier im Trailer: