KEYNOTE

Die Zukunft des Entertainments – und warum lineares Fernsehen zu „Mindful Media“ wird

Welchen Platz hat das lineare Fernsehen in der Zukunft? Spannende Frage – auf die ein Zukunftsforscher spannende Antworten hat. Zum Beispiel die, dass TV eine Stärke hat, mit der es alle anderen in den Schatten stellt – auch künftig.

 

 

Bild: iStock.

 

Was hat das lineare Fernsehen eigentlich noch in der Zukunft verloren? Zugegeben, die Frage, die Zukunftsforscher Tristan Horx in seiner Keynote auf den Screenforce Days 2023 stellte, war schon ziemlich plakativ. Doch so negativ sie vielleicht formuliert war, so positiv waren die Antworten darauf.

 

Denn sie zeigen: Das lineare TV kann etwas, das andere nicht können. Und diese Stärke ist in unserer Gesellschaft heute wichtiger denn je: Es bringt uns zusammen. „Wir sind heute so polarisiert, so individualisiert und zerstritten, wir lechzen nach Gemeinsamkeiten“, sagte der Zukunftsexperte in seinem Vortrag. Und genau das sei die Aufgabe, die das Fernsehen lösen kann. Das heißt, das viel beschworene Lagerfeuer-Medium als Gegenpol zur individualisierten Watchlist, das Gespräch über den guten Film in der Kantine – genau darauf kommt es auch in der digitalen Welt noch an.

 

Ergebnisse aus der Forschung

 

Horx belegte das mit Ergebnissen aus der Forschung: So zeigten die Daten, dass Vertreter:innen der Gen Z sowie Millennials sich am einsamsten fühlen – und gleichzeitig den höchsten Konsum digitaler Medien haben. „Das Netz löst Verbindungsfragen, aber nicht Beziehungsfragen“, sagte Horx. Und erklärt: Ältere Generationen wurden in Gemeinschaften erzogen, waren kollektivistisch und haben sich ihre Individualität erkämpfen müssen. Das sei heute genau umgekehrt: Wir werden individuell erzogen und suchen deshalb nach Gemeinschaft. Und dabei hilft „We-Tainment“, also Entertainment, das wir gemeinsam genießen.

 

Das Fernsehen kann aber künftig noch weitere Stärken ausspielen als diese, so der Speaker. Als Gegentrend zum „Müll im Netz“, wie Horx es nennt, kann es mit gutem und verlässlichen Content Vertrauen und Sicherheit schaffen. Und: Neue Technologien bringen alte Bedürfnisse zurück, ist der Forscher überzeugt. Das heißt: Bei all den Optionen, die uns heute offenstehen, sind wir froh über Inhalte, die jemand anderes für uns kuratiert. „Wir wollen nicht ständig Entscheidungen treffen“, so Horx, der in diesem Zusammenhang von „Mindful Media“ spricht. Gutes Fernsehprogramm als Achtsamkeits-Botschafter!

 

Am Ende brachte es Horx auf den Punkt: Linearität ist in Zeiten von On-Demand keine Schwäche. Sondern genau das Gegenteil.

 

Guter Content bleibt

 

Im Anschluss griffen Yoko Higuchi-Zitzmann (CEO Telepool) und Marcus Wolter (CEO und Co-Founder Banijay Germany) Horx‘ Thesen auf und gaben einen Ein- und Ausblick in aktuelle und künftige Entwicklungen. Yoko Higuchi-Zitzmann ist sich sicher: Egal wie zersplittert die Aufmerksamkeit der Jungen sei, guter Content wird sich immer durchzusetzen. Dem stimmte Marcus Wolter zu: „Es braucht die richtigen Inhalte, die richtigen Künstler, die richtigen Produzenten, dann entwickeln wir die Kraft, die das Medium hat.“