SERIE

Serie Nachhaltigkeit, Teil 1 – Green Production: Alles auf grün!

Die Zukunft der Content Produktion ist grün – Sender, Verbände und Organisationen setzen sich mit Mindeststandards für eine nachhaltigere Produktion ein. Auch die Politik hat das Thema auf der Agenda. Ein Überblick.

 

Es war ein denkwürdiger Tag, als im Februar 2020 die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters im Bundeskanzleramt eine Gemeinsame Erklärung zur Nachhaltigkeit in der Film- und Serienproduktion unterzeichnet hat. Denn: Zusammen mit verschiedenen Fernsehsendern – privat wie öffentlich-rechtlich – sowie Vertreterinnen und Vertretern der Produzentenverbände, der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), der Filmtechnischen Betriebe und vielen anderen einigte man sich darauf, negative ökologische Auswirkungen bei der Produktion von Filmen und Serien so weit wie möglich effizient und dauerhaft zu minimieren. Wie ist der Stand heute – und was tun die Sender, um ihre Produktion so grün wie möglich zu halten?

 

Auch Nachfolgerin Claudia Roth setzt sich für nachhaltigere Produktionen ein. Und verkündete Anfang des Jahres bundesweit einheitliche ökologische Standards für die audiovisuelle Produktion. Das heißt unter anderem: Ökostrom, CO2-Rechner, effiziente Lichttechnik – und vieles mehr.

 

Bild: iStock.

 

 

Green Production Board bei RTL

 

Bei RTL zeigt sich deutlich, wie wichtig das Thema auch bei den Sendern ist: Schon 2021 teilte die Mediengruppe mit, Mindeststandards für klimafreundliche Produktionen einzuführen und etablierte ein hausinternes „Green Production Board“. Bis 2030 will das Unternehmen klimaneutral sein, in den Vorgaben dafür sind unter anderem Richtlinien zum Einsatz von Energie, zum Transport von Material und Personen, Unterbringung und Verpflegung und dem Materialeinsatz festgehalten. Erste Ergebnisse sind bereits sichtbar – so konnte etwa der RTL-Spendenmarathon 2022, eine 24-Stunden--Produktion, das branchenweite Label „green motion“ für sich gewinnen. 18 von 21 Muss-Standards wurden für die Sendung umgesetzt, etwa der Gebrauch von Ökostrom, die Nutzung von Mehrweggeschirr, vegetarisches Catering an einem Produktionstag sowie die Vermeidung von Dieselgeneratoren. Das deutschlandweit einheitliche Label ist im Abspann sichtbar und macht die Standards für ökologisch nachhaltig hergestellte Produktionen öffentlich.

 

 

 

 

Sky als Vorreiter für mehr Bewusstsein

 

Auch Sky leistet als Medienunternehmen einen Beitrag für die Umwelt und setzt Maßstäbe im Bereich nachhaltiger TV-Produktion. Eigenproduzierte Serien und Shows werden zunehmend nach grünen Drehstandards umgesetzt. Das bedeutet: Neben einwegplastikfreien Alternativen wird zudem auf einen geringeren CO2-Ausstoß, weniger Papierverbrauch und Abfalltrennung Wert gelegt. So war die dritte Staffel der Koch-Castingshow „MasterChef“ vor der Kamera komplett plastikfrei, 80 Prozent Papier wurden eingespart, 90 Prozent Plastikmüll und 80 Prozent Restmüll.

 

Auch das Thema Sport bleibt vom Klimawandel nicht verschont. So war Sky Sport der erste Sender, der dem UNFCCC Sports for Climate Action Framework beigetreten ist und sich damit verpflichtet hat, Emissionen zu reduzieren und seine Stimme für mehr Bewusstsein zu erheben. Neben internen Schulungen und Trainings arbeiten die Teams mit ihren Partnern aus Sport und Wirtschaft daran, Sportevents nachhaltiger umzusetzen. Und: Gemeinsam mit der DFL setzt der Sender die Medienproduktion bei den Spielen der Bundesliga klimaneutral um. Eine eigene Landingpage spricht Sportfans außerdem direkt an und zeigt, was jeder Einzelne tun kann.

 

Sauber gedreht bei der Seven.One Entertainment Group

 

Mit der Initiative „Sauber gedreht!“ hat auch die Seven.One Entertainment Group schon 2019 einen umfassenden Maßnahmenkatalog auf den Weg gebracht, um bei Produktionen grüner zu werden. In einer umfangreichen Liste fasst die Gruppe ihre Empfehlungen für Dienstleister aus den Bereichen Energie, Reisen/Transport, Licht, Catering, Dekobau, Büro, Kosmetik, Textilien und mobile Toiletten zusammen.

 

Auch im Einkauf wichtig

 

RTLZWEI gab 2023 bisher drei Formate in Auftrag, die nach ökologischen Mindesstandards des Labels „green motion“ produziert werden sollen, weitere Formate sollen bald folgen. Ebenso bei der ARD: Im April 2023 haben die Intendantinnen und Intendanten auf ihrer Sitzung beschlossen, dass der Sender schrittweise bis Anfang 2025 alle Auftragsproduktionen im Bereich Bewegtbild umwelt- und ressourcenschonend ausrichten wird. Das Thema ist aber auch im Einkauf wichtig, deshalb setzt auch die ARD Degeto auf grüne Standards.

Ein gutes Beispiel ist die Komödie „Toni, männlich, Hebamme“. Bei der Produktion war auch ein Green Consultant in der Vorbereitung und am Set anwesend, der an jeder Stelle im Prozess evaluiert, wo man noch nachhaltiger werden kann. Es gab nachhaltiges Catering, nachhaltige Beleuchtungstechnik, Flugverzicht, ökologische Hotels. So verbuchten die einzelnen „Toni“-Folgen im Schnitt einen Fußabdruck von etwa 26 Tonnen CO2, eine Einsparung von 60 bis 70 Prozent gegenüber herkömmlicher Produktion.

 

Das Neue Normal – auch für Werbungtreibende

 

Grünes Produzieren wird das Neue Normal – und ist auch für Werbungtreibende interessant. Denn auch nachhaltige Markenbotschaften und umweltfreundliche Kampagnen gehören in der Kommunikation längst zum guten Ton. Und wie lassen sie sich glaubwürdiger transportieren, als in einem Umfeld, das auch selbst immer grüner wird?