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Wie wird ein Werbespot grün?

Bei der Produktion von Werbespots ist der CO2-Ausstoß oft enorm. Was können Werbungtreibende, Agenturen und Produzenten tun, um das zu ändern? So viel vorweg: einiges. Und viele tun das auch.

 

 

Dreh vor Ort, bei dem Auto und Crew weit gereist sind. Bild: picsters.tv

 

Werbung ist ein machtvolles Instrument. Denn sie erreicht tagtäglich die Menschen auf der ganzen Welt mit ihren Botschaften, sie informiert, sie macht Versprechungen, kann Vorbild sein. Auch in Sachen Nachhaltigkeit. So ist ein Großteil der Deutschen an einem nachhaltigeren Lebensstil interessiert – und mehr als die Hälfte meint, dass Marken bei der Schaffung einer besseren Zukunft stärkere Hebel habe als die Politik. „Ein klarer Auftrag an die Werbewirtschaft“, sagte David Kettner, geschäftsführender Partner und Executive Producer bei dem Filmproduktionsunternehmen Picsters.tv, in seinem Vortrag auf der Screenforce Academy.


Er zeigte, wie ökologische Standards in der Werbefilmproduktion geschaffen werden können – und was Werbespots eigentlich „grün“ macht. Allen voran Reisen und Transporte sind ein Thema, das in Sachen Fußabdruck zu Buche schlägt – so fallen laut David Kettner für einen zweitägigen Werbefilmdreh etwa 4,7 Tonnen C02 an – die Hälfte von dem, was eine Person in Deutschland im Jahr verbraucht, 65 Prozent davon fallen aufgrund von Transporten und Reisen an.

 

Und so sieht es bei einer virtuellen Produktion aus - beim Dreh im Studio. Bild: picsters.tv

 

 

Green Consultant bekommt wichtige Funktion

 

Doch wie wird der Spot grün? Dabei kann auch ein Green Consultant unterstützen: Er oder sie kümmert sich darum, dass nachhaltiger produziert wird und weiß, wo die Einsparpotenziale liegen. Das heißt: Lokal produzieren, um weniger zu reisen, weniger Personen auf den Dreh schicken, Locationbesichtigungen remote und in kleineren Teams durchführen, saisonal und mit lokalen Talenten drehen – und auch schon in der Planung auf Nachhaltigkeit achten, etwa mit Skripten, die lokales oder virtuelles Produzieren ermöglichen. Beim Dreh gilt: LED-Technik und Ökostrom, Requisiten und Setbauten wiederverwenden – und auch bei Dienstleistern auf Nachhaltigkeit achten.

 

Der Werbefilmproduzentenverband hat errechnet, dass für einen grünen Dreh etwa drei Prozent Mehrkosten im Vergleich zu einem „normalen“ Dreh anfallen – auf der anderen Seite spare man sich aber Flüge und andere hohe Reisekosten. Und Werbungtreibende, die auf Nachhaltigkeit bei der Spot-Produktion achten, haben noch einen anderen entscheidenden Vorteil: Sie können am Ende mit ihrer CO2-Bilanz punkten und nachweisen, dass sie Maßnahmen zur Einsparung ergreifen. Das ist im Moment noch ein „Nice to have“ – doch mit der Einführung der neuen CSRD-Richtlinie immer wichtiger.

 

Virtual Production statt großer Reisen

 

Wie Nachhaltigkeit beim Werbedreh in der Praxis aussehen kann, zeigt Kettner an einem eindrucksvollen Beispiel: Für den Volkswagen ID Buzz wurden fünf verschiedene virtuelle Hintergründe am Computer erstellt – Stichwort „Virtual Production“ – und der Bulli über diese Hintergründe geschickt. So fuhr das Auto etwa eine Küstenstraße in Südafrika entlang, die er in Wahrheit nie selbst gesehen hat. Für die Klimabilanz des Werbespots bedeutete das: Es mussten nicht acht Personen plus ein Transporter nach Südafrika geflogen werden – es reichte ein Bahnticket innerhalb Deutschlands.

 

David Kettner; Bild: Dominik Tryba