Was Qualitätsjournalismus bedeutet und wie man in Zeiten von Deep Fakes seriöse Nachrichten erkennt, betrachtet RTL-Journalistin Pinar Atalay in ihrer Eröffnungs-Keynote. Als Nachrichtenmoderatorin verzichtet sie auf ihre persönliche Meinung, steht aber zu ihrer Haltung; besonders bei dramatischen und bewegenden Ereignissen. Von der Pandemie war sie selbst genauso betroffen wie die Zuschauer, womit das Thema einerseits besonders nah war und die Nachrichtensendungen über lange Zeit überwiegend monothematisch ausgefallen sind. Sie erwartet, dass das Thema durch Long-Covid, Langzeitarbeitslosigkeit und andere Auswirkungen noch länger präsent sein wird.
Persönliche Recherche, Quellencheck, Bildüberprüfungen und der ständige Austausch mit dem weltweiten Korrespondentennetzwerk sowie intensive Diskussionen mit der Redaktion gehören zu ihrem Alltag. Inhalte aus dem Internet sind oft der Ausgang für Recherchen, werden aber konsequent kritisch hinterfragt und einem Faktencheck unterzogen. Sie mahnt zur Sensibilität bei der Bildauswahl, um ein reales Bild zu vermitteln, aber nicht reißerisch zu wirken und keine ethischen Grenzen zu überschreiten. Die Auswahl des Materials liegt bei den Reportern vor Ort; man müsse jedoch nicht alles zeigen und den Zuschauern die schrecklichsten Bilder zumuten. Seriöser Nachrichtenjournalismus verfolgt keine Quotenziele, sondern zeigt ein realistisches Bild, das eine Einordnung der Situation zulässt und Zusammenhänge erklärt.
„Ich bin Redakteurin, die ihr Gesicht raushält. Ich stehe hinter den Inhalten und der Qualität unserer Meldungen“, betont Atalay. „Unsere Aufgabe ist, die Menschen in ihrer Meinungsbildung zu unterstützen. Besonders in Wahlkampfzeiten und bei polarisierenden Themen achten wir penibel auf Ausgewogenheit“, berichtet die Journalistin.
Lebensgefährliche Relevanz
Junge Menschen suchen laut Atalay seriöse Nachrichteninhalte bei etablierten Medienmarken. Bei den Digital Natives erkennt sie eine klare Tendenz, Nachrichteninhalte bewusst zu konsumieren und auf die Absendermarke zu achten. Die Grenzen sind jedoch fließend: Soziale Medien stellen eine Informationsquelle für Journalisten da und sind ein wichtiger Verbreitungsweg für journalistische Inhalte, um das Publikum zu erreichen. Das Gesetz „Check, Double-Check, Re-Check“ gilt für Inhalte auf sozialen Medien umso mehr. Bei den Inhalten auf den Plattformen rät sie zum „Genuss mit Vorsicht“. Journalismus müsse auf sozialen Medien vertreten sein, um Inhalte zu vermitteln, sich in die Diskussion zu involvieren und Lösungen für Fragestellungen zu bieten.
„Twitter, Instagram und Co. erreichen nicht alle Menschen. Durch die Reichweite und journalistische Arbeit ist TV für die Meinungsbildung und Diskussion unersetzlich“, betont Atalay und relativiert die Wirkungskraft sozialer Medien, die häufig überschätzt wird. „Der enorme Einfluss und die Bedeutung des Journalismus zeigen sich daran, wie viele Journalistinnen und Journalisten in Lebensgefahr sind und ermordet werden.“
Pinar Atalay ist seit August 2021 für RTL Deutschland im Einsatz. Zu ihren ersten Projekten bei RTL gehörten die Moderation des Wahl-Triells und der Sondersendung zur Bundestagswahl. Zudem moderiert sie RTL Aktuell und RTL Direkt. Pinar Atalay begann ihre Laufbahn beim NRW-Lokalsender Radio Lippe, dort absolvierte sie ihr journalistisches Volontariat. Danach wechselte sie als Frühmoderatorin und Chefin vom Dienst zu Antenne Münster. Im WDR Fernsehen moderierte sie regelmäßig die Sendung Cosmo TV, und war ARD-Inlandskorrespondentin in Hamburg. Bis Ende 2014 moderierte sie den Polittalk Phoenix Runde auf Phoenix. Pinar Atalay moderierte seit 2009 die Hauptnachrichten des NDR in Hamburg. Seit Anfang 2014 präsentierte sie außerdem das ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus. Ab März 2014 gehörte sie zum festen Moderationsteam der ARD-Tagesthemen.
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